Traumatherapie

In der Traumatherapie wird zwischen zwei unterschiedlichen Typen von Trauma unterschieden, dem Schocktrauma und dem Entwicklungstrauma.
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Ersteres, das Schocktrauma ist wohl bekannter und bezieht sich in der Regel auf einen einzelnen Moment, wie z.B. bei einem Autounfall oder bei Missbrauch. Wir sprechen in diesem Fall von einer Situation, in der wir außergewöhnlich hohem Stress ausgeliefert sind.
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Die Mechanismen, auf die wir in derartigen Situationen zurück greifen sind bei allen zunächst ähnlich. Fühlen wir uns im höchsten Maße bedroht, bleibt lediglich die Möglichkeit der Flucht, des Angriffs oder der Starre.
Unser Nervensystem ist überfordert und kann nicht mehr eigenständig regulieren. Die Gefühle werden übermächtig. Unser Körper trennt sich vom Geist, so dass ein Teil der Gefühle nicht mehr aktiv erlebt wird. In der Psychotherapie spricht man dabei von Dissoziation.
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Von diesem Zustand berichten mir vor allem Klientinnen und Klienten, wenn sie sexuellen Missbrauch erfahren haben. In diesem Moment, wenn man sich der Situation einfach ergibt und wartet bis es vorüber ist, in der Hoffnung es wird nicht noch schlimmer, setzt eine Art Überlebenstrieb ein.
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Natürlich handelt es sich um ein sehr extremes Beispiel für Dissoziation, doch eben die Form der Gefühlslage, der Hilflosigkeit, des Ausgeliefertseins findet sich mal stärker, mal schwächer beinahe in jeder Kindheit wieder.
Oft handelt es sich scheinbar um harmlose Begebenheiten. Der Vorwurf man habe als Kind etwas falsches getan, nur weil die Mutter es in diesem Moment nicht wollte. Oder sich zu verletzen, das man weint und als Reaktion darauf zu hören, man solle sich nicht so anstellen. Ein bisschen extremer, beim Schreien als Baby alleine gelassen zu werden.
Beim Entwicklungstrauma handelt es sich um eine Vielzahl sich stetig wiederholender Momente, denen wir als Kinder schutzlos ausgeliefert sind. Entwicklungstraumata prägen sich meist in den ersten vier Lebensjahren. In dem Alter sind wir noch nicht im Stande unsere Emotionen eigenständig zu regulieren und sind auf Unterstützung durch unserer Bezugspersonen angewiesen. Bleibt eben diese Hilfe aus, kann die emotionale Belastung zu hoch werden. Eine Mutter, die aus Überforderung ständig wütend reagiert und herumbrüllt wird beim Kind dazu führen, dass es sich für die Situation verantwortlich fühlt und beginnt den Stress zu übernehmen und selbst immer gestresster wird.
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Um diesen übermäßigen Emotionen nicht länger standhalten zu müssen, entscheidet unser Nervensystem aus der Über-Erregung herauszugehen. Wir beginnen zu dissoziieren, also einen Teil des Erlebten abzukoppeln. Bei Säuglingen geht der Prozess sogar soweit, dass das Gehirn bei Überlastung sogar in einen Notzustand wechselt und den Körper in Schlaf versetzt.
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Da es sich bei Entwicklungstrauma um sich wiederholende Ereignisse handelt, erlernt unser System in Stresssituation auf diese Art zu reagieren. Es wird zum Teil unserer Persönlichkeit, Emotionen abzuspalten.
Als Erwachsene haben wir uns daran gewöhnt unsere Gefühle oder Bedürfnisse zu missachten, was oft dazu führt, dass wir nicht mehr authentisch reagieren. Stattdessen wissen wir oft gar nicht mehr wie wir uns fühlen, oder trauen uns nicht in Konfliktsituationen das zu sagen, was wirklich in uns vorgeht. Wir befinden uns häufig in Zuständen völliger Überreaktion oder Unterreaktion. Während oder nach einem Konflikt geraten wir immer weiter in Rage oder aber fühlen uns wie betäubt.
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Doch nicht nur in Konfliktsituationen agieren wir auf diese Art und Weise. Auch im Alltag kann man den Zustand der Über- und Unterreaktion oft beobachten. Viele Menschen sind tagsüber überaus aktiv und produktiv , um dann Abends in völliger Erschöpfung auf die Couch zu fallen. Außerstande sich zu entspannen wird zu Hilfsmittel gegriffen, wie einem Glas Wein.
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Und da zeigt sich das eigentliche Dilemma: Wir haben nicht gelernt uns selbstständig zu regulieren.
In der Traumatherapie mache ich mich mit dir auf die Suche nach diesen Entwicklungsschritten in deinem Leben und unterstütze dich dabei aus dem Zustand der Über- und Untererregung oder Dissoziation herauszufinden. Stellvertretend übernehme ich als Therapeut die Rolle der Co-Regulation. Also den Moment, wo man als Kind Unterstützung benötigt hätte, um eine gesunde Selbst-Regulation zu erlernen. Dabei dürfen wir auch gerne in Körperkontakt treten. Das alte Setting der reinen Gesprächstherapie halte ich vor Allem bei Entwicklungstrauma nicht für hilfreich. Gerade das Einbeziehen des Körpers in der Traumatherapie hilft aus dissoziativen Zuständen herauszufinden und unterstützt dabei sich selber besser wahrzunehmen. Die Trennung von Körper und Geist führen wir langsam wieder zu einer Einheit zurück.
Wenn es passend erscheint, halte ich auch deine Hand oder schließe dich in meine Arme.
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Gemeinsam schaffen wir einen Raum, in dem du dich sicher fühlst und vertrauen kannst.